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VW T-Roc Foto: VW
VW T-Roc Foto: VW

VW treibt es mit dem T-ROC richtig bunt

Seit Jahren boomt in Deutschland der SUV-Markt und es ist noch lange kein Ende abzusehen. Volkswagen hatte anfänglich diesen automobilen Trend verschlafen, brachte dann aber mit dem Touareg und dem Tiguan zwei erfolgreiche Modelle heraus. Jetzt wird das Duo durch den neuen VW T-Roc erweitert und der VW T-Cross im Polo-Format steht kurz vor der Markteinführung.

Nach der Kompaktklasse sind SUVs das beliebteste Kfz-Segment der deutschen Autofahrer. Der Newcomer VW T-Roc ist dabei auf dem besten Weg, die SUV-Verkaufs-Charts zu erobern. Im Juni 2018 wurden 4.159 und im Juli schon 4.423 Fahrzeuge hierzulande neu zugelassen. Auffallend dabei ist, dass nur rund 10 Prozent der Fahrzeuge mit Dieselantrieb bestellt wurden. Beim VW Tiguan sind es immerhin rund 45 Prozent.

Das liegt zum Einen am Nutzerverhalten in der Kompaktklasse und natürlich auch am verlorengegangenen Vertrauen zum Wolfsburger-Selbstzünder.
Ich habe mich zum Test für einen VW T-Roc 2,0 Liter mit 150 PS TDI-Motor entschieden.

❏ VW T-Roc: Karosserie

VW T-Roc: Für VW-Verhältnisse schick designt    Foto: VW
VW T-Roc: Für VW-Verhältnisse schick designt    Foto: VW

Der VW T-Roc streckt sich in der Länge auf 4,23 Meter. In der Breite sind es 1,82 Meter (mit Außenspiegeln 1,99 Meter – er kann also im Baustellenbereich auf der Autobahn noch die linke Spur benutzen!) und in der Höhe 1,57 Meter. Die Karosserie liegt 16 Zentimeter über der Straße. Der Radstand ist mit 2,59 Metern nur drei Zentimeter kürzer als beim Golf.

Ihn als einen hochgelegten Golf zu bezeichnen, wäre falsch. Der T-Roc ist ein eigenständiges Fahrzeug, auch wenn die technische Basis vom Golf stammt und er auf dem modularen Querbaukasten von VW steht. Dazu bedient sich der T-Roc aus dem gut bestückten Teile-Regal der Wolfsburger.

Mit der zweifarbigen Lackierung und dem ansprechenden Design sieht der T-Roc auch noch richtig schick aus. Und damit setzt er sich endgültig vom Golf ab.

Die zweifarbige Lackierung macht den VW T-Roc optisch interessant     Foto: VW
Die zweifarbige Lackierung macht den VW T-Roc optisch interessant     Foto: VW

Den kompakten Wolfsburger gibt es in den Ausstattungsvarianten T-Roc, Style und Sport. In der getesteten Style-Variante rollt der T-Roc serienmäßig auf 17-Zoll-Alus vor. Gegen Aufpreis sind bis zu 19-Zoll-Räder möglich.

Für die Karosserie stehen neun Farben und 24 zweifarbige Lackvarianten zur Verfügung. Die Uni-Farben Uranograu, Flash-Rot und Pure-White sind ohne Aufpreis. Und auch die zweifarbige Kombination Uranograu/Pure-White gibt es gratis. Alle anderen Farben kosten zwischen 230 und 745 Euro extra.

VW T-Roc: Die Auspuffblenden sind leider nur Fake    Foto: VW
VW T-Roc: Die Auspuffblenden sind leider nur Fake    Foto: VW

Ist der T-Roc im Frontbereich noch deutlich als Volkswagen zu erkennen, ändert sich das schon ein wenig bei der Seitenansicht. Untypisch für VW sind die breite C-Säule im Haifischflossen-Design und die dreieckigen Fenster in den hinteren Türen. Den Heckbereich empfinde ich zwar nicht als Design-Revolution, aber durchaus als optisch gelungenen Abschluss.

Aber warum zwei hübsche Auspuffblenden einbauen, die dann ohne jegliche Funktion sind? Das Auspuffende befindet sich nämlich am Unterboden. Der angedeutete Unterfahrschutz soll den VW T-Roc als “Geländegänger” optisch unterstreichen.

❏ VW T-Roc: Kofferraum

Der Stauraum im VW T-Roc beträgt bei dem getesteten Allradmodell 392 Liter und werden die Sitzlehnen im Verhältnis 60:40 umgeklappt (das geht nur von innen), vergrößert sich das Stauvolumen auf 1.237 Liter (Ohne Allrad sind es 445 l und 1.290 l). Bei der Zuladung sind je nach Modell maximal zwischen 421 und 585 Kilogramm möglich.

Der Kofferraum im VW T-Roc ist nicht riesig, aber ausreichend      Foto: VW
Der Kofferraum im VW T-Roc ist nicht riesig, aber ausreichend      Foto: VW

Die Kofferraumklappe schwingt ausreichend in die Höhe. Sie kann manuell vom Fahrersitz aus, mit der Fernbedienung oder am hinteren VW Logo geöffnet werden. Wer es lieber elektrisch mag, der ist mit 395 Euro dabei. Unter dem Kofferraumboden lag beim Testwagen neben dem Standard-Werkzeug, das Tirefit und ein Subwoofer. Etwas Platz für Kleinkram gibt es da auch noch. Die Durchladeluke beim VW T-Roc in der hinteren Sitzlehne ist praktisch und serienmäßig.

❏ VW T-Roc: Innenraum + Ausstattung

Über die ausreichend weit öffnenden Türen schiebt man sich lässig auf die bequemen Sitze. Der Testwagen hatte die Lederausstattung Vienna für 2.295 Euro Aufpreis mit bequemen Sportsitzen. Farblich passte das zweifarbige Leder perfekt zur Außenlackierung “Energetic Orange Metallic Schwarz” und den Dekoreinlagen “Energetic Orange matt” für Instrumententafel, Mittelkonsole und Türverkleidungen vorn. Leider reichten die farblichen Akzente nicht mehr für die hinteren Türen.

Die hintere Reihe bietet für zwei Erwachsene genügend Sitzkomfort. Kopf- und Beinfreiheit passen und die Übersicht ist dank der erhöhten Rückbank recht ordentlich. Und das trotz dem im Testwagen für 1.230 Euro verbauten Panorama-Ausstell-/Schiebedach mit Panoramadach hinten.

Es kann bunt zugehen im T-Roc     Foto: VW
Es kann bunt zugehen im T-Roc     Foto: VW

Die vorderen Passagiere bekommen ein eingenständiges Interieur geboten, obwohl das VW-Feeling überall sicht- und fühlbar ist. Im T-Roc steckt die über Jahrzehnte gereifte Wolfsburger-Technik, gepaart mit modernsten Assistenzsystemen und klar strukturierten Flächen. An der Verarbeitung und den meisten Materialien gibt es nicht zu meckern. Die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten des VW T-Roc sind schon beeindruckend, haben allerdings auch ihren Preis.

Das Active Info Display, mehrfarbig und mit verschiedenen Info-Profilen kostet zum Beispiel 500 Euro. Dazu muss man dann aber noch das beheizbare Multifunktionslenkrad in Leder und mit Schaltwippen wählen. Macht noch mal 435 Euro extra. Und das Radio “Composition Media” muss dann auch noch für 235 Euro angekreuzt werden.

VW T-Roc: Der Modellname ist jetzt auch mittig platziert worden     
VW T-Roc: Der Modellname ist jetzt auch mittig platziert worden      Foto: VW

Doch damit nicht genug. Ein Assistenzsystem verlangt VW auch noch anzukreuzen. In unserem Fall das günstigste für 320 Euro, die Automatische Distanzregelung ACC inklusive City-Notbremsfunktion und “Front Assist” und Fahrzeugstopp-Funktion. Ich kann das Active Info Display nicht empfehlen. Nicht wegen den Kosten, sondern weil es mir einfach vom Layout und von der Grafik her nicht zusagt. Analoge Instrumente sind heutzutage längst nicht das Schlechteste.

Neben dem Multimediasystem mit den beiden Drehknöpfen (Toll!) stammen noch viele andere Teile aus dem VW Polo. Die Regeleinheit für die “Air Care Climatronic” (390 Euro) sitzt perfekt. Überhaupt ist die Bedienung des T-Roc Volkswagen-typisch einfach und alle Schalter sitzen da, wo man sie vermutet.

Weniger schön ist der rundum verwendete harte Kunststoff im Interieur. Nicht mal wegen der Optik, sondern der passt einfach nicht zum Anspruch von VW und zu dem aufgerufenen Preis des T-Roc.

Beim Thema Fahrerassistenzsysteme kann der VW T-Roc aus den Vollen schöpfen. Der Testwagen hatte das geamte Wolfsburger Hightech-Programm an Bord. Allerdings nimmt Volkswagen für die meisten Systeme einen Aufschlag. Das Umfeldbeobachtungssystem “Front Assist” mit City-Notbremsfunktion gibt es gratis von Wolfsburgern.

❏ VW T-Roc: Motor + Fahrleistung

Der Testwagen hatte mit seinem 2,0 Liter TDI-Motor die perfekte Maschine unter der Haube. Die Allzweckwaffe von VW bringt es auf 340 Newtonmeter, die ab 1.750 U/min anliegen. Mit seinen 150 PS ist er kräftig genug für alle anfallenden Aufgaben in der Stadt, Überland und auf der Autobahn. In 8,4 Sekunden geht es für den 1.270 – 1.530 Kilogramm (Leergewicht je nach Modell) schweren Kompakt-SUV auf 100 km/h und bei 200 km/h ist der Spaß vorbei. In der Stadt gönnte sich der Testwagen zwischen 5,6 und 6,1 Liter Diesel.

Mit dem 55 Liter Tank kann der VW T-Roc in der 4Motion-Variante gut 900 Kilometer im Stück abspulen. SCR-Kat und AdBlue sind vorhanden. Und auch als Zugfahrzeug besitzt der T-Roc einige Talente. Bis zu 1.900 Kilogramm kann er maximal an den Haken nehmen. Allerdings erreicht er im Anhängerbetrieb nicht die Souveränität eines ausgewachsenen SUVs.

Der 150 PS TDI-Motor ist im VW T-Roc eine gute Wahl    Foto: VW
Der 150 PS TDI-Motor ist im VW T-Roc eine gute Wahl    Foto: VW

Die Akustik des Motors ist zwar nicht vorlaut, aber die Insassen nehmen sie wahr. Ein gleich stark motorisierter VW Tiguan ist deutlich leiser. Den 150 PS TDI-Motor gibt es in der Style-Aussttattung immer nur in Verbindung mit dem 7-Gang-DSG und mit Allrad. Der Testwagen konnte mich mit dieser Konfiguration beim Handling, Komfort und mit seinen Fahreigenschaften überzeugen.

Der VW T-Roc passt mit seinen Außenmaßen in die Stadt    Foto: VW
Der VW T-Roc passt mit seinen Außenmaßen in die Stadt    Foto: VW

Das Lenkrad gibt sehr gute Rückmeldung an den Fahrer. Lenkwinkelkorrekturen waren kaum nötig. Der Wendekreis von 11,1 Metern macht den T-Roc noch handlich. Die Übersicht beim Einparken wird durch die breite C-Säule beeinträchtigt. Dank Parkpiepser und Rückfahrkamera findet man sehr schnell den idealen Einschlagwinkel und Bremspunkt.

Trotz seiner fünf verschiedenen Fahrmodis (Eco, Comfort, Normal, Sport und Individual) ist das Fahrwerk eher härter als weich abgestimmt. Der VW T-Roc ist aber kein bretthartes Fahrzeug. Das DSG im Testwagen ruckelte beim Anfahren nur ganz leicht. Noch ein wenig Feinabstimmung und es wäre optimal.

VW T-Roc      Foto: VW
VW T-Roc      Foto: VW

Auch der VW T-Roc ist trotz Allrad kein talentierter Wühler im Gelände. Sicherlich hat der Allrader auf nasser und verschneiter Straße gegenüber einem Frontriebler Vorteile bei der Traktion. Ich könnte im Flachland getrost auf den 4Motion-Antrieb verzichten. Zumal der Waldweg oder die Schotterpiste die Ottonormal-Fahrer manchmal “bezwingen” muss, nicht wirklich unter die Kategorie Gelände fallen.

❏ VW T-Roc: Fazit + Preis

Die SUV-Erfolgsgeschichte geht bei Volkswagen weiter. Diesmal in der Kompaktklasse mit dem VW T-Roc. Optisch hat er für Wolfsburger Verhältnisse richtig schicke Züge. Innen ist er ein durchdachtes Fahrzeug aus dem Volkswagen-Teilelager, das aber seine Eigenstängigkeit bewahrt. Platzverhältnisse, Kofferraum, Fahrverhalten und die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten sind seine Talente. Dazu die modernsten Assistenzsysteme und Abmessungen, die in die Zeit passen. Er ist alles andere als ein hochgelegter VW Golf. Er ist besser.

Sind die Versicherungseinstufungen und die Werkstattkosten beim VW T-Roc noch überschaubar, ist die Preispolitik für mich nicht gerade kundenfreundlich. Der günstigste T-Roc kostet ab 20.390 Euro. In der zweithöchsten Ausstattungslinie Style mit 150 PS TDI-Motor, 7-Gang DSG und 4Motion kostet er ab 31.825 Euro. Bei meinem Test-VOLKS-wagen war die mit vielen nützlichen Dingen ausgestattete Style-Variante locker über der 40.000 Euro-Schallmauer.

Der Testwagen VW T-Roc wurde von Volkswagen zur Verfügung gestellt.