Das alte und die neue Mitte Berlins, Museumsinsel, Rundgang um den Schlachtensee oder Schlemmen in der Galeries Lafayette. Lieblingsorte für Neu-Berliner und Neugierige.
1. Hackescher Markt und Umgebung
2. Die Museumsinsel
3. Sophienstraße und Sophieneck
4. Tucholsky-, Linien-, Auguststraße
5. Die Kulturbrauerei
6. Bernauer Straße und Mauerstreifen
7. Die Galeries Lafayette
8. Der Schlachtensee mit Fischerhütte
9. Kino Delphi in der Kantstraße
10. Wochenmarkt auf dem Karl-August-Platz
Ach nee – bitte nicht der Hackesche Markt, der garantiert erste Anlaufpunkt für jeden Touristen-Bus aus Remscheid, Esslingen oder Tangermünde! Ja – auch ich bin nicht glücklich über den Zustand, in dem sich der Platz im Moment befindet – laut, schmutzig, eher ein Rummelplatz für Selbstdarsteller, Penner und Plastikpalmen als würdiger Großstadtplatz. Aber ich empfehle ihn trotzdem, denn er ist der Ausgangspunkt für immer wieder tolle Stadtspaziergänge mit Neuem und Altem in den Nebenstraßen. Hier sieht man noch viel von der ursprünglichen Mitte.
Da wären die (acht) Hackeschen Höfe – feinste Jugendstilarchitektur, die Krieg und DDR überstanden haben und jetzt wieder im neuen Glanz erstrahlen und mit Galerien (Lumas), Restaurants (Oxymoron) und Clubs (Sophienclub), Kinos und dem Varieté Chamäleon kultureller Mittelpunkt des Hackeschen Marktes sind. Von hier kann man in die Neue und Alte Schönhauser Straße zum Shoppen einbiegen, oder man geht entlang der Oranienburger Straße oder in die Große Hamburger Straße, in die Sophienstraße oder von hier aus direkt zur Museumsinsel.
Die Museumsinsel ist nicht nur Insel wegen der Spree, die sich hier verzweigt, sondern auch eine Insel der Kultur und der Geschichte Berlins. Nirgends sonst spürt man noch so den Hauch des alten „Preussen“ – besonders da es langsam gelingt, den alten „Vorkriegs-Zustand“ der Bausubstanz wiederherzustellen.
Das Alte und Neue Museum, das Bode-Museum, die Alte Nationalgalerie und das leider gerade geschlossene Pergamonmuseum sind ein Besuchs-Muss! Ich komme immer wieder gern mal hierher – für ein paar beschauliche, erbauliche und ruhige Stunden. Zu empfehlen ist ein anschließender Spaziergang zum Lustgarten, zum Dom oder zur Humboldt-Universität und zum Bebelplatz.
Die Sophienstraße hat für mich einen ganz besonderen Zauber. Wenn man dem Trubel des Hackeschen Marktes entkommen ist, und man in die kleine Straße einbiegt, wird man von einem Kleinstadtcharme empfangen, den man hier gar nicht vermutet. Fast alle Häuser stammen noch aus dem 18. Jahrhundert.
Besonders schön ist sie übrigens im Winter, wenn Schnee liegt und es so richtig kalt ist. Dann gibt es nur eine Adresse, um sich aufzuwärmen: das Sophieneck am Ende der Straße zur Großen Hamburger hin mit Altberliner Charme und guter Hausmannskost. Übrigens gibt es in der Sophienstraße auch einen tollen Adventsmarkt an den Adventswochenenden, erstaunlich ruhig und sehr ökologisch.
Ich gebe es zu: ich bin bekennender „Mittianer“ – obwohl ich schon Jahre nicht mehr hier wohne. Aber gerade hier kann man die rasante Veränderung der Stadt hautnah miterleben. Die „Spandauer Vorstadt“ war einst das ärmste und verruchteste Viertel Berlins. Was der Krieg nicht zerstörte, verkam (fast) während der DDR-Zeit. Zugemauerte, kaputte Häuser waren die Regel, die verbliebenen Bewohner lebten hier oft ohne Bad, mit Kohleheizung und Außenklo und zugigen Fenstern.
Die kleinen Straßen zwischen Torstraße, Oranienburger Straße, Friedrichstraße und Schönhauser Allee wurden in den 1990ern zum Eldorado für alternatives Leben und neue Kultur und begründeten den Ruf Berlins als „Szene-Stadt“. Heute ist hier fast alles neu, modern und schick – es gibt viele Galerien und immer noch ein paar alte Bars (Das Hackbarth’s und Keyser Soze) und natürlich Clärchens Ballhaus.
Eine lange Tradition und Geschichte hat auch das Areal der Kulturbrauerei zwischen Schönhauser Allee, Danziger Straße, Knaack- und Sredzkistraße. Für mich war der „Franz“ in der Brauerei jahrelang der Haus-Club für Live-Konzerte. Den gibt es auch heute noch, jetzt heißt er „Frannz“ und gehört zu dem restaurierten und modernisierten Gesamtkomplex der Kulturbrauerei mit Konzerthallen, Clubs, Kino und Restaurants.
Hier geht man zum Beispiel für Partynächte in den Soda-Club, für Live-Rockmusik ins Kessel- oder Maschinenhaus oder besucht Open Air Veranstaltungen wie Klassik Open Air im Sommer und den Lucia-Weihnachtsmarkt.
Da ich die gesamten Neunziger hier zwischen Zionskirche und Bernauer Straße gewohnt habe, hat diese Gegend immer noch eine ganz besondere Bedeutung für mich. Die Mauer hatte hier eine tiefe Wunde mitten durch Berlin, mitten durch ein Viertel und eine Straße geschnitten, die Südseite der Bernauer war Osten, die Nordseite, Westen – zwei komplett verschiedene Wohn- und Lebens-Welten, die hier aufeinanderstoßen.
Auch wenn sich die Trennungen zunehmend verwischen, sichtbar bleibt eine Narbe, auch nach 25 Jahren. Wer sich für die Geschichte Berlins interessiert, die Teilung und das Leben in Ost- und Westberlin, sollte einen Spaziergang entlang dieser Straße und Umgebung machen und unbedingt auch das Mauermuseum besuchen.
Gut, einen Tipp für Mitte muss ich noch loswerden – weil dieses Kaufhaus auch mein Liebstes ist. Die Galeries Lafayette an der Friedrichstraße. Nach einem Arbeitstag ist der Besuch des Lafayette fast wie ein kleiner Kurzurlaub – ein Trip in die französische Mode- – und vor allem Genusswelt. Unbedingt den Eingang zur Passage an der Gendarmenmarkt – Seite nutzen, dann die Rolltreppe runter und durch die sehr schöne Passage direkt in das Herz der Galeries ankommen – ins Lafayette Gourmet.
Schauen, gucken, probieren! Egal ob Weine an der Weinbar, Käse, Fischsuppe, Austern oder die kleinen Meisterwerke der Patisserie. In den oberen Etagen locken besondere modische Kreationen und Accessoires – verführerisch und toll präsentiert! Leider nix für kleinere Geldbeutel! Aber Gucken kann man ja Mal…
Manchmal wird einem Großstädter aber auch die Stadt zu viel – wie gut, dass Berlin auch eine der grünsten und wasserreichsten Städte ist. Mein Lieblings-Naherholungsgebiet liegt im Südwesten der Stadt, am Schlachtensee.
Meine Gründe kurz zusammengefasst: er ist toll mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, hat eine ideale Laufstrecke von 5,5 km einmal um den See, hat superklares Wasser mit schönem alten Baumbestand und natürlich gibt es die anschließende „Belohnung“ mit Kuchen, Weißwürsten oder Weinschorle danach in der urigen Fischerhütte. Bei jeder Jahreszeit zu empfehlen.
Nein ich bin überhaupt kein Freund von Multiplex – Kinos, von Popkorn und „Mitguckern“, die Kino mit Kaffeehaus verwechseln. Ich will altes nostalgisches Kino, mit großem „Dong, Dong, Dong“ und viel Plüsch und Leuten, die sich tatsächlich für den Film auf der Leinwand interessieren. Wem es auch so geht, hier kommt mein Vorschlag: das Delphi.
Leider hatte Berlin in der Vergangenheit wunderschöne Kinopaläste, viele sind heute Einkaufshäuser oder wurden in Multiplex umgewandelt. Eines der wenigen Überlebenden ist der Delphi Filmpalast an der Kant-/Ecke Fasanenstraße mit einem gutem Filmangebot. Das Tolle ist, im angeschlossenen Restaurant im gleichen Haus kann man dann den Film auch in aller Ruhe auswerten und gut essen und trinken.
Berlin hat viel zu bieten – auch was Märkte betrifft. Fast in jedem Kiez gibt es am Wochenende Trödel- oder Wochenmärkte, mein aktueller Wohn-Kiez ist Charlottenburg, deshalb bin ich gern auf dem Karl-August-Platz. Der Wochenmarkt am Samstag von 8 bis circa 14 Uhr ist nicht zu groß und familiär, mit Ständen, die hochwertige Produkte anbieten, und er liegt sehr schön am Fuße der Trinitatis-Kirche. Rings am Platz gibt es zahlreiche Lokale, wo man vor oder nach den Einkäufen essen, trinken und nette Leute treffen kann.