Deutschland ist ein Kombi-Land. Stufenhecklimousinen haben es hierzulande nicht leicht und müssen um jeden Kunden mächtig buhlen. Honda baut seit 1972 den Civic. Mittlerweile gibt es das Modell in der zehnten Generation als Stufenhecklimousine und Fünftürer.
Die Japaner verkaufen den Civic in mehr als 170 Ländern und hierzulande macht der Kompaktwagen etwa 20 Prozent der Honda-Verkäufe aus. Zum Test stand ein Honda Civic Elegance 1.5 VTEC Turbo mit 6-Gang-Schaltgetriebe als Stufenhecklimousine zur Verfügung.
❏ Honda Civic – Karosserie
Das Karosserie-Design des Honda Civic ist definitiv keins von der Stange. Betrachtet man die japanische Stufenhecklimousine von der Seite, so tendiert die Karosserie durch die nach hinten abfallenden Dachlinie eher in Richtung Coupé. Trotz einer Länge von 4,65 Metern zählt der Honda Civic noch zur Kompaktklasse. In der Breite bringt er es auf 1,80 Meter (mit Außenspiegeln sind es 2,08 Meter) und in der Höhe sind es 1,42 Meter.
Etwas zerklüftet oder mutig bearbeitet treffen vielleicht am besten das Karosseriedesign des Civics. Ob es gefällt oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden. Beim genaueren betrachten fallen leider einige unterschiedliche Karosserie-Spaltmaße auf.
Die Civic-Front wird von einer breiten Chromspange geprägt. Für das Abblend-, Fernlicht und die Blinker gibt es in der Elegance-Ausstattung keine LED-Technik – außer die Tagfahrlichter. Auch nicht gegen Aufpreis. Sie ist erst in der höheren Executive-Ausstattung serienmäßig.
Sieben Farben gibt es für den Honda Civic. Taffeta White und Rallye Red sind ohne Aufpreis, für die anderen sind 590 Euro fällig. Der Testwagen hatte die Brilliant Sporty Blue Metallic-Lackierung, was optisch richtig schick rüberkam. Passend dazu auch die zweifarbigen und serienmäßigen 17-Zoll-Alus.
Das Heckdesign wird von den C-förmige Rückleuchten dominiert. Der Honda Civic hat eine zweiflutige Abgasanlage, die leider hinter dem Stoßfänger versteckt liegt.
❏ Kofferraum
Der Kofferraumklappe des Honda Civic ist etwas schmal geraten und dadurch sind die Lademöglichkeiten nur begrenzt. Die Ladekante beträgt 67 Zentimeter. Ist man da mit dem Gepäck drüber, geht es wieder 19 Zentimeter nach unten auf den Ladeboden.
Der Ladeboden lässt sich zur Rückbank hin falten. Darunter befindet sich das Werkzeug und ein Reifenreparatur-Set. Die Kofferraumklappe selbst hat keinen Taster zum Entriegeln. Das geht nur per Taste von der Fahrerseite aus oder mit der Fernbedienung.
Leider gibt es im Kofferraum keine Taschenhaken oder Seitenfächer. Das Kofferraumvolumen beträgt 519 Liter. Die Rücksitzlehnen können getrennt voneinander per Hebel aus dem Kofferraum umgelegt werden. Dann entstehen etwa 1.200 Liter Ladevolumen, aber leider auch eine störende Stufe im Boden.
Die Zuladung von maximal 461 Kilogramm ist kein Klassenbestwert. Auf dem Dach darf der Honda Civic keine Lasten transportieren. Mit der abnehmbaren Anhängerkupplung (840 Euro) kann der Civic 1.200 Kilogramm gebremst ziehen.
❏ Innenraum
Den Honda Civic gibt es in drei Ausstattungsvarianten: Comfort, Elegance und Executive. In der getesteten Elegance-Variante hat der Honda von Werk aus schon eine Menge serienmäßig mitbekommen: So zum Beispiel einen aktiven Spurhalteassistenten, die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, Rückfahrkamera, Einparkhilfe vorne und hinten, ein Kollisionswarnsystem, Verkehrszeichenerkennung, Klimaautomatik, Navi-System oder auch einen Komfort-Tankverschluss. Insgesamt gibt es nur fünf Sonderausstattungspunkte für den Civic. Eine Wohltat im Vergleich zu den langen Listen von anderen Herstellern.
Hinten sollte man beim Einsteigen auf seinen Kopf achten, denn die Dachlinie fällt steil ab und der Türausschnitt ist etwas schmal. Die Passagiere sitzen hier auch auf einer tief liegenden Rückbank. Das kommt wiederum der Kopffreiheit zugute. Die Beinfreiheit geht in Ordnung.
Außer den elektrischen Fensterhebern und der Mittelarmlehne gibt es nur noch in der Rückenlehne auf der Beifahrerseite eine Tasche. Einen USB-Anschluss oder eine 12-Volt-Dose sucht man vergebens. Harte Zeiten für Kinder auf der Urlaubsreise.
Die bequemen Stoffsitze bieten im Honda Civic genügend Komfort. Das Platzangebot in Reihe eins ist klassentypisch. Der Fahrersitz hat eine elektrische Lordosenverstellung. Rückenlehne und Sitzhöhe können manuell eingestellt werden. Der Beifahrer kann nur die Lehne verstellen. Sitzheizung ist auf beiden Plätzen serienmäßig.
Das eigenwillige Design der Karosserie setzt sich auch im Innenraum vom Honda Civic fort. Das Armaturenbrett wirkt “zerrissen” und wenig harmonisch. Die verwendeten Materialien gehen für den Grundpreis in Ordnung, obwohl Hartplastik das Interieur dominiert. Keinen Grund zur Klage gab die Verarbeitung. Selbst auf fiesem Kopfsteinpflaster klapperte nichts beim Testwagen.
Die Höhenverstellung des Lenkrads ist viel zu tief angebracht. Das Lederlenkrad war für mich mit seinen vielen Tasten überfrachtet und die Bedienung teilweise zu umständlich. Für japanische Autos typisch sind die beiden Lenkstockhebel für Licht und Scheibenwischer.
Der Fahrer hat drei tiefliegende digitale Anzeigen im direkten Blickfeld. Links die Kühlwasser-Temperatur- und rechts die Tankanzeige. Dazwischen sitzt der Drehzahlmesser mit der Geschwindigkeitsanzeige und einigen freikonfigurierbaren Informationen zum Fahrzeug.
In der Mittelkonsole sitzt das serienmäßige Navigationssystem mit einem 7-Zoll-Touchscreen. Darüber lassen sich u.a. auch das Radio (8 Lautsprecher und incl. DAB), diverse Fahrzeugeinstellungen, Apple CarPlay und Android Auto einstellen. Unter dem Screen sitzt die Bedieneinheit für die Klimatisierung. Hinter der Mittelkonsole liegen etwas umständlich zu erreichen zwei USB- und ein HDMI-Anschluss.
❏ Motor
Bei dem getesteten Modell handelt es sich um einen 1,5 Liter Vierzylinder-Reihenmotor von Honda. Dieser leistet 182 PS bei 5.500 U/min. Das maximale Drehmoment von 240 Nm liegt zwischen 1.900 und 5.000 U/min an. In der Praxis bedeutete das sehr viel Fahrspaß mit dem Honda Civic.
Der Motor mag es eher hochtourig und verliert dabei nicht seine guten Manieren. Kaum Vibrationen und der Klang liegt zwischen kernig und geschmeidig. Beeindruckt hat mich die Drehfreude des Motors bis in den Begrenzer (ab 6.500 U/min.). Das Ganze wird von einer knackigen 6-Gang-Schaltung unterstützt. Eine Schaltpunktanzeige empfiehlt den ökonomischsten Gang.
Bei der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h benötigt der 1,3 Tonnen schwere Honda Civic 8,4 Sekunden. Allerdings ist die Höchstgeschwindigkeit schon bei 210 km/h erreicht. Das ist für einen 182-PS-Boliden dann doch etwas schwach. Der Verbrauch während der Testfahrt pendelte sich bei knapp unter sieben Litern ein. Der Tankinhalt beträgt 46 Liter.
Das Civic-Fahrwerk ist sportlich abgestimmt, aber nicht unkomfortabel. Der Japaner liegt erstaunlich gut auf der Straße und lässt sich mit seiner direkten Lenkung und dem Frontantrieb präzise durch Kurven dirigieren. Auch die Bremsen machen ihre Arbeit gut. Die Federung kommt erst bei voller Zuladung und bei kurz aufeinanderfolgenden Bodenwellen an ihre Grenzen. Im Test verbrauchte der Honda Civic knapp unter 7 Liter vom Super.
❏ Honda Civic – Fazit
Der Honda Civic als Stufenhecklimousine ist ein Auto für Individualisten. Das polarisierende Karosseriedesign und die teilweise etwas umständliche Bedienung sollte man mögen. Der Motor ist eine Spaßmaschine, enttäuscht aber bei der Höchstgeschwindigkeit. Der Honda Civic 1.5 Elegance als Stufenhecklimousine und 6-Gang-Schaltgetriebe kostet ab 29.290 Euro
Der Testwagen wurde von Honda zur Verfügung gestellt.