Volvo hat das Alphabet für sich entdeckt und einen neuen Buchstaben für die eigene Motorenpalette aus den skandinavischen Wäldern gezaubert. Prangt für gewöhnlich ein D für Diesel und ein T für Benziner an der Heckklappe, haben die Schweden ein B an die Heckklappe des Testwagens geklebt. Zukünftig werden so die Mild-Hybride auf Volvos Weg zur vollständigen Elektrifizierung der gesamten Flotte bezeichnet.
Unter der Motorhaube ist der gewöhnliche D4 Diesel verbaut. Ihm zur Seite steht ein kleiner 14 PS Elektromotor, der beim Anfahren und der Verbrauchsreduzierung helfen soll. Gleichzeitig fungiert er als Generator, der beim Bremsen Energie zurückgewinnt und in die 48-Volt-Batterie speichert.
❏ Volvo XC60 B4 Mild-Hybrid – Außen
Seit 2017 mischt Volvo mit der zweiten Generation des XC60 die SUV-Mittelklasse auf. Seit Einführung haben die Schweden von dieser Baureihe jedes Jahr, bis auf eine Ausnahme, die meisten Fahrzeuge abgesetzt. Die Außenmaße von 4,68 Meter in der Länge liegen im Bereich der Konkurrenten aus München, Stuttgart und Ingolstadt.
In deren Rückspiegel packt Volvo zugleich den Hammer aus. „Thors Hammer“, um genau zu sein, nennt Volvo die Signatur der LED-Tagfahrleuchten aller derzeitigen Modelle. Aus dem größeren XC90 ist die Gestaltung der Front entliehen und lässt den XC60 eindeutig als Volvo im Alltag erkennen.
In der höchsten Ausstattungsvariante Inscription fährt das SUV auf 19‘‘ Leichtmetallrädern, verchromten Endrohren und weiterem Chromzierrat vor. Wem das zu viel Lametta ist, kann auf die R-Design Variante umschwenken oder bei der Momentum Ausstattung bleiben. Für 720 € gibt es größere 20‘‘ Leichtmetallfelgen und nach 420 € schützen verdunkelte Seiten- und Heckfenster vor neugierigen Blicken.
❏ Innen
Auf einer Fahrt ins Outlet-Center konnte der XC60 sein Raumkonzept präsentieren. Der vergleichsweise lange Radstand kommt den Passagieren im Fond zu Gute und die Schwiegermutter oder andere liebgewonnene Verwandte reisen bequem im Fond. Nicht wissend um das potenzielle Ladevolumens des Kofferraums von 505 Litern reist es sich auf der Rückbank angenehm.
Bei umgelegter Rückbank stehen 1.432 Liter und ein ebener Ladeboden zur Verfügung. Allerdings bleibt die Schwiegermutter dann in Holland stehen. Natürlich kann man dieser Situation entgehen, indem man auf dem Parkplatz die Laderaumabdeckung zurückrollt und etwas höher belädt.
Im Innenraum gefallen derweil die Materialien aus Leder auf den Sitzen und Lederoptik mit Kontrastnähten auf der Armaturentafel. Alle Kunststoffoberflächen fassen sich angenehm an und der Innenraum wirkt skandinavisch, sachlich wie die Möbel in einem BoConcept Geschäft.
Die serienmäßigen Sitze verfügen im Sitzkomfortpaket (2.600 €) über Memory, Massagefunktion, Nappaleder und elektrisch einstellbare Seitenwangen. Die serienmäßigen Komfortsitze sind, sowohl in Textil, als auch in Leder eine Empfehlung, wobei die feststehende Kopfstütze nicht weiter stört – sie dient zudem der Sicherheit.
❏ Infotainment und Assistenzsysteme
Volvos Tablet Bedienung in der Mittelkonsole hielt 2015 im XC90 Einzug und wurde anschließend in jede Baureihe implementiert. Knöpfe für die Klimaregelung, Sitzheizung, Radio, Navigation, etc. sind in drei Hauptmenüs verteilt oder per Direktwahltasten zu erreichen. Das funktioniert im Alltag gut, ist im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz aber auch schon gereift.
Der Menüaufbau wirkt bei einigen Konkurrenten intuitiver und die Eingabemöglichkeiten sind dort nicht auf den Bildschirm begrenzt. Wem sein Android oder Apple CarPlay Ökosystem lieber ist, der kann dies problemlos nutzen und behält trotzdem noch die Volvo Menüs im Direktzugriff.
Eine digitale Instrumentierung auf einem 12,3‘‘ großen Display ist Serie und zeigt neben den Rundinstrumenten auch die Navigationsempfehlung oder weitere Informationen an. Manchmal wirkt der genutzte Platz für die Navigationskarte, im Vergleich zu den großen Rundinstrumenten, etwas ineffizient genutzt.
Hingegen zeigt das Head-up-Display (im Xenium Paket 2.550 €) alle notwendigen Informationen gut aggregiert an. Die Spurempfehlung und Verkehrszeichenerkennung im Sichtfeld arbeiten ebenso tadellos und entlasten auf langen Reisen oder im Stadtverkehr.
Serienmäßig ist der Volvo bereits mit allerhand Assistenzsystemen ausgerüstet. Das „City Safety System“ mit Kollisionsvermeidung, Fahrradfahrer- und Wildtiererkennung sowie Quer- und Gegenverkehr-Warnung. Des Weiteren hält der XC60 Spur und Tempo, scannt nach Verkehrszeichen und löst bei drohendem Unfall weitere Sicherungsmaßnahmen aus. Kopf- und Schulterairbags sind für alle Insassen Serie, Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer ebenso.
Keines der Systeme fiel beim Test negativ auf. Der adaptive Tempomat übernimmt auf Wunsch (Pilot Assist im IntelliSafe Pro-Paket 1.750 €) ebenfalls die Lenkhilfe, steuert aber teilweise zu ruppig, als dass man längere Strecken damit reisen würde. Hilfreich sind hingegen die Totwinkelwarner, welche ebenfalls im o.g. Paket enthalten sind.
❏ Motor und Fahrverhalten
Zurück zum „B“. Der Antrieb des Volvos kombiniert einen 2,0-Liter-Turbodiesel mit einem integrierten Startergenerator (ISG). Dieser macht sich im Stadtverkehr recht schnell bemerkbar, denn der Motor stoppt ohne Vibration an der Ampel und springt sofort wieder an, wenn die Fahrt weitergeht.
Beim Beschleunigen hilft der ISG mit zusätzlichen 40 Nm und reduziert das Turboloch. Leider bleibt das erhoffte Spritsparen aus. Im Alltag unterscheidet sich der Verbrauch nur unwesentlich vom normalen Diesel. Dieser liegt auf der Langstrecke bei 6,8 Litern und in der Stadt bei 8 Litern.
Trotzdem gibt es an der Leistung des Motos nicht viel auszusetzen. Insgesamt 420 Nm und 197 PS schieben das Leergewicht von 1,9 Tonnen in 8,3 Sekunden auf 100 km/h und bevor die Höchstgeschwindigkeit von 203 km/h erreicht ist, hat die Schwiegermutter ohnehin schon von der Rückbank geknurrt. Eine Empfehlung ist das adaptive Fahrwerkt für 2.280 €. Mit diesem schwebt der Volvo über jede Unebenheit.
❏ Fazit
Der Einstieg für den B4 beginnt bei Volvo in der Ausstattung „Momentum Pro“ für 52.900 € und kostet in der „Inscription“ bereits 57.400 €. Im Vergleich dazu kosten die D4 in denselben Ausstattungsvarianten 49.600 € bzw. 54.000 €.
Ausstattungsbereinigt liegen die Preise niedriger, als bei der Konkurrenz – bereits enthalten sind LED Scheinwerfer, Navigationssystem, digitale Instrumente, Allradantrieb und allerlei Sicherheitssysteme. Der B4 macht sich größtenteils beim Anfahren bemerkbar und kultiviert den Diesel weiter. Große Sprünge beim Spritverbrauch darf man jedoch nicht erwarten. Trotzdem bleibt der XC60 ein hervorragendes Auto mit zeitlosem Innenraum und Exterieur.
Der Testwagen wurde von Volvo zur Verfügung gestellt.