Wenn der Berliner vom Tiergarten spricht, meint er wahrscheinlich den Park, der sich im Stadtteil Tiergarten in Berlins Mitte befindet. Wie der Central Park für New York (349 Hektar) ist der Große Tiergarten die grüne Lunge von Berlin und einer der schönsten Orte in der Hauptstadt. Mit seinen rund 210 Hektar ist der Tiergarten an Größe nur noch das Tempelhofer Feld (300 Hektar) übertroffen. Seine zentrale Lage, die vielfältige Natur und Kultur machen den Großen Tiergarten zu einem beliebten Ausflugsziel für Berliner sowie Touristen.
In der Parkmitte befindet sich am Großen Stern ein Kreisverkehr, an dem vier Alleen zusammentreffen. Die größte davon ist die Straße des 17. Juni, die sich an großen Events zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor in die größte Fanmeile Deutschlands verwandelt.
In dem Park befinden sich der Englische Garten im Norden und das Café am Neuen See mit seinem Biergarten im Süden. Unterbrochen wird die wunderschöne Gartenlandschaft von zahlreichen Denkmälern, brocken Brückchen und einem Rosengarten. Dazwischen findet man immer wieder bronzene Tierplastiken, die wilde Jagdszenen zeigen. Auf der Luiseninsel erinnert ein Standbild an Preußens beliebte Königin Luise und zahlreiche Skulpturen zeigen berühmte Deutsche Dichter und Komponisten.
Rund um den Park herum stößt man auf weitere Attraktionen wie den Kudamm und den Zoologischen Garten im Südwesten. In östlicher Richtung erreicht man über die Allee unter den Linden die Friedrichstraße und den Alexanderplatz. Läuft man hingegen nach Süden, gelangt man zum Potsdamer Platz und kann dahinter in das vielfältige Kiezleben der Szenebezirke Friedrichshain und Kreuzberg eintauchen.
Wie der Name schon sagt, war der Große Tiergarten tatsächlich ein Jagdrevier, dass 1527 zur Belustigung der königlichen Herrschaften angelegt wurde. In den Jahren danach wurde das Gebiet stetig erweitert und in dem umzäuntes Gehege wilde Tiere ausgesetzt.
Als Kurfürst Friedrich III. als Friedrich I. zum ersten König in Preußen gekrönt wurde, begann die allmähliche Umwandlung des Wildreviers in einen zur Erholungspark. In Verlängerung der Allee Unter den Linden wurde eine breite Schneise durch den Tiergarten geschlagen. Sie sollte das Stadtschloss mit dem Schloss Charlottenburg verbinden. Der Große Stern mit acht und Großfürstenplatz mit sieben Alleen wurden angelegt.
Friedrich der Große beauftrage 1742 den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, den Park zu einem Lustpark für die Bevölkerung umzugestalten. Der Landschaftskünstler ließ daraufhin Blumenbeete angelegen, Brunnen bauen und Skulpturen errichten.
Im 19. Jahrhundert führte Peter Joseph Lenné als Direktor der königlich-preußischen Gärten die Arbeit von Knobelsdorff fort und gestaltete den Park nach englischem Vorbild um. Spazierwege und Rasenflächen entstanden, die von Wasserläufen, die von kleinen Seen und Brücken und. Überall wurden Denkmäler aufgestellt und der Park um die Luiseninsel und der Rosengarten erweitert. Unter Kaiser Wilhelm II. kamen die Siegesallee als Prachtboulevard mit Siegessäule hinzu.
Im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe schwer getroffen, wurden zum Kriegsende fast alle Bäume abgeholzt und der Tiergarten in Ackerland verwandelt, um Gemüse anzubauen. Von 1949 bis 1959 begann man den Park langsam wieder aufzuforsten.
Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde 1987 das 42 Meter hohe Carillon mit seinen 68 Glocken im Tiergarten errichtet. Das Glockenspiel erklingt im Sommer an jedem Sonntag.
Ein weiterer Höhepunkt am Tiergarten war zwischen 1996 und 2006, als bis zu 1,5 Millionen Feierwütige bei der Loveparade über die Straße des 17. Juni zogen. Zur Freude der Techno-Fans, aber für die Natur im Tiergarten war der Event stets eine große Belastung.
Neben den vielen kunstvoll gestalteten Bereichen findet man unter anderen in dem Park den Zoologischen Garten, das Schloss Bellevue, die Siegessäule, das Haus der Kulturen der Welt sowie das Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
Zu den bekanntesten Denkmälern und gleichzeitig auch Wahrzeichen Berlins gehört die Siegessäule auf dem Großen Stern. Auf der insgesamt 69 Meter hohen Säule thront die Siegesgöttin Viktoria, die in Berlin auch „Goldelse“ genannt wird. Das Monument wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, um an die großartigen Siege Preußens zu erinnern, Gegen eine Gebühr von drei Euro kann man auf die Aussichtsplattform hinaufsteigen und ein grandioses Panorama über ganz Berlin genießen.
Großer Tiergarten
Straße des 17. Juni, 10785 Berlin