Sehenswürdigkeiten

Der Berliner Lustgarten

Diese schlecht gepflegte Rasenfläche vor dem Alten Museum ist tatsächlich der Berliner Lustgarten. Also wer danach sucht, der Lustgarten ist der begrünte Platz vor dem Museum, er zählte einmal zu den schönsten Gärten und Parks in Berlin.

Ähnlich der Wiese vor dem Reichtag ist die Grünfläche heute ein beliebter Ort zum Ausruhen für Touristen. Von hier aus kann man wunderbar die umliegenden historischen Gebäude fotografieren, seine einstige Schönhiet und die historischen Hintergründe bleiben jedoch den Meisten  verborgen.

Wo finde ich den Berliner Lustgarten?

Der Berliner Lustgarten befindet sich mitten auf der Museumsinsel im historischen Stadtteil Alt-Kölln in Berlin-Mitte.

Die etwa zwei Hektor große Grünfläche wird eingrahmt vom Berliner Dom im Osten, dem Alten Museum im Norden sowie dem als Humboldt Forum wiederaufgebauten Berliner Schloss im Süden.

Am jenseitigen Ufer der Spree im Westen steht das Zeughaus angrenzend an die Allee Unter den Linden.

Den Vergnügungsgarten am Stadtschloss hat es seit Jahrhunderten gegeben, inmitten der Facetten von Berlins turbulenter und vielfältiger Geschichte.

Die größte Attraktion im Lustgarten ist die 70 Tonnen schwere Granitschale. Sie galt als Weltwunder der Biedermeierzeit und war eine der Hauptsehenswürdigkeiten im königlichen Berlin des 19. Jahrhunderts.

Aufgrund ihrer Größe wird sie im Volksmund liebevoll „Berliner Suppenschüssel“ genannt.

Die Granitschale im Berliner Lustgarten 1831 © Johann Erdmann Hummel Gemeinfrei, Link

Geschichte des Lustgartens

Der Lustgarten gehört ursprünglich zum Gelände des alten Berliner Stadtschlosses, in dem sich heute das Humboldt-Forum befindet.

1573

Kurfürst Johann Georg lässt 1573 auf dem Areal einen Kräuter und Obstgarten anlegen, um die königliche Hofküche zu versorgen.

Während der Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges verwildert der Garten. Noch vor Kriegsende beschließt Kurfürst Friedrich Wilhelm 1645 den Garten nach dem Vorbild niederländischer Gärten wiederherzustellen.

Neben dem eigentlichen Lustgarten, der ein Arboretum, Volieren, Hecken, Statuen, Skulpturen und Laubengänge sowie ein Lusthaus vorsah, entstehen Terrassen und ein Wassergarten mit Springbrunnen, Fontäne und Wasserspielen. Der Küchengarten bleibt erhalten und um exotische Pflanzen und Gewürze erweitert.

1713 

Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. legt keinen Wert auf seltene Pflanzen, Statuen und künstlerisch geformte Blumenkübel. Er lässt die Planzen in die Schlossgärten von Charlottenburg und Friedrichsfelde umsetzen und das Bassin beseitigen. Dann wird der Lustgarten zum sandgedeckten Exerzierplatz umgebaut.

1745–1748

Der Alte Fritz gibt im Rahmen von Verschönerungmaßnahmen Berlin den Auftrag, auf dem unbepflanzten Platz Kastanienalleen anzulegen. An der Spreeseite beginnt der Neubau des Berliner Doms. Jedoch dient eine breite, kieselbestreute Fläche vor dem Schloss weiterhin der preußischen Armee als Exerzier- und Paradeplatz.

1806

Nach der Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt zieht Napoleon in das besiegte Berlin ein und lässt zum Entsetzen der Öffentlichkeit seine Truppen auf dem Rasen des Lustgartens ihre Zelte aufstellen.

1820–1828

Karl Friedrich Schinkel modernisiert den Berliner Dom und errichtet das klassizistische Königliche Museum. 1825 bis 1828 wird mit dem Ausbau des nördlichen Teils der Spreeinsel zur Museumsinsel begonnen.

In dieser Zeit gestaltete Gartenkünstler Peter Joseph Lenné im Sinne Schinkels die nun von Spree, Stadtschloss, Dom und Altem Museum eingefasste Fläche des Lustgartens neu.

Der begrünte, schattig gewordene Teil des Lustgartens entwickelte sich zur Promenade und macht der Prachtstraße Unter den Linden Konkurrenz.

1871

Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871 wird der Lustgarten erneut umgestaltet und in der Mitte das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. aufgestellt.

Am südlichen Rand entstehen zwei kleine Fontänen, während die Grünflächen eine reiche Bepflanzung mit Schmuckbeeten, Büschen und Bäumen erhalten.

1922–1945

Auch die Nationalsozialisten nutzen den Lustgarten für Kundgebungen und der Platz im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 1936 zu einem Parade- und Aufmarschplatz umgestaltet.

Nach 1945

In den ersten Jahren nach 1945 dient der Lustgarten weiterhin als Demonstrationsplatz. Die freie Fläche des abgerissenen Schlosses, dem Schloßplatz, Schloßfreiheit und Lustgarten wird 1951 zum Marx-Engels-Platz zusammengezogen, die Bäume des Lustgartens durch Linden ersetzt, während die Pflasterung unverändert bleibt.

Blick auf den Lustgarten um 1900 © Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress für weitere Informationen, Link

Der Lustgarten heute

Nach der deutschen Wiedervereinigung erhält der Lustgarten seinen historischen Namen zurück.

Zwischenzeitlich auch als Parkplatz genutzt, soll der Lustgarten aber erst zehn Jahre später rekonstruiert werden. Nun steht wieder eine kleinere Fontäne an der historischen Stelle und die Original-Granitschale wurde an ihren alten Platz gerückt.

Warum aber die Gestaltung der sieben ebenerdigen Rasenflächen 2001 den Deutschen Landschafts-Architektur-Preis gewann, ist bei heutiger Betrachtung nicht wirklich ersichtlich.