Als Synonym für Geländewagen steht die amerikanische Automarke Jeep an erster Stelle bei autoaffinen Menschen. Jeep produziert ausschließlich Modelle, die ihr wahres Potenzial abseits asphaltierter Straßen erst richtig entfalten und Schlamm und Schmutz nicht scheuen.
SUVs und Geländewagen sind weiterhin die Gewinner der Zulassungsstatistik und der elektrische Antrieb scheint aktuell für viele Autohersteller die Lösung beim Thema Senkung der Emissionswerte zu sein. Was liegt also näher, einen Elektroantrieb in einen SUV zu verbauen? Jeep bietet drei seiner Modelle als Plug-in-Hybride an: Renegade, Compass und Wrangler. Den Jeep Compass Plug-in-Hybrid in der Trailhawk-Version konnte ich jetzt testen.
❏ Außen – Jeep Compass Trailhawk
Reine Elektrofahrzeuge gibt es bei Jeep noch nicht. Aber zumindest die Kraft der zwei Herzen, Benzin- plus Elektromotor, bietet der amerikanische Geländewagenspezialist für den kompakten Jeep Compass an. Vier Jahre Garantie für das Kfz und acht Jahre Garantie auf die Batterie sind dabei eine solide Grundlage. Und das Ladekabel für die Haushaltssteckdose ist auch schon inklusive (Ladekabel für öffentliche Ladesäulen kostet 290 Euro).
Den Jeep Compass gibt es mit Verbrennungsmotoren in vier Ausstattungsvarianten ab 26.400 Euro. Dazu kommen dann noch drei Plug-in-Hybrid-Modelle. Hier beginnen die Preise bei 41.136 Euro. Der Testwagen als Trailhawk-Version hatte einen Grundpreis von 45.425 Euro. Zur individuellen Karosseriegestaltung kann man aus zehn Einfarb- und neun Zweifarblackierungsmöglichkeiten wählen.
Bei Jeep sind die Trailhawk-Modelle für Offroad-Einsätze noch einmal technisch optimiert worden. Aber auch optisch gibt es Unterschiede zu den anderen Modellvarianten. Die Motorhaube hat z.B. eine mattschwarze Folierung erhalten und die Einfassung der Kühlerstreben nebst Unterfahrschutz sind schwarz gehalten. Dieser Farbton findet sich auch in den eckigen Radhäusern, den Seitenschwellern und dem hinteren Unterfahrschutz wieder.
Die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit intergrierten LED-Tagfahrlichtern sind serienmäßig mit im Sichtpaket enthalten. LED-Scheinwerfer gibt es nicht. Insgesamt ist das Compass-Design sportlich gezeichnet, zeigt aber auch deutlich seinen Anspruch als Geländewagen.
Der Jeep Compass Trailhawk fährt in der Kompaktwagen-Liga (Länge 4,40 m, Breite 1,82 m und Höhe 1,65 m). Sein Kofferraum ist für diese Klasse kein Raumwunder. 420 Liter passen in das Ladeabteil vom Compass. Die Rücksitzbank lässt sich nicht in der Länge verschieben und an den Haken kann der Compass magere 1.250 Kilogramm nehmen.
Die Rücksitzlehnen können manuell von innen entriegelt und umgelegt werden. Dann erhöht sich das Ladevolumen unter Ausnutzung der Sitzflächen auf 1.250 Liter.
❏ Innenraum + Ausstattung
Mit einem Radstand von 2,64 Metern bietet der Jeep Compass auf der Rückbank ausreichend Platz für zwei Erwachsene. Kommt eine dritte Person ins Spiel, wird es eng. Die aufpreispflichtigen Ledersitze sind ausreichend groß dimensioniert und angenehm gepolstert.
Der Testwagen hatte das Panorama-Glasdach (1.290 Euro) an Bord. Fährt die Jalousie elektrisch nach hinten, wird es im Innenraum schön hell und es entsteht eine angenehme Atmosphäre. Auf allen Plätzen bleibt den Insassen trotz Glasdach noch genügend Luft über dem Scheitel.
Unter der Sitzbank befindet sich der Akku mit einer Leistung von 11,4 kWh, der den 60-PS-Elektromotor antreibt. Die hinteren Seitenscheiben können elektrisch bedient werden und sind inklusive Heckfenster verdunkelt. Passagiere in der zweiten Reihe müssen sich eine USB-Buchse und eine 12 Volt-Dose teilen.
Der Jeep Compass Trailhawk bietet 8-fach elektrisch verstellbare Ledersitze mit Memory-Funktion für den Fahrer und Beifahrer. Die Sitzheizung ist auf beiden Seiten genauso serienmäßig, wie die Lenkradheizung (Leider nur über Touchscreen zu aktivieren).
Die Materialverarbeitung war im Testwagen tadellos und die Materialqualität der Fahrzeugklasse entsprechend ordentlich. Die Sicht nach hinten ist doch sehr eingeschränkt. Zur Schadensvermeidung sind Parkpiepser und Rückfahrkamera auf alle Fälle zu empfehlen.
Der Armaturenträger wirkt auf den ersten Blick verständlich eingerichtet. Auf den zweiten Blick merkt man, dass das alles nicht mehr auf dem neuesten Design-Stand ist. Deshalb soll der Jeep Compass (nach meinen Informationen) hier noch ein Facelift bekommen. Über das 8,4-Zoll-Touchscreen werden das TomTom-Navi und reichlich Apps bedient. Während der Testfahrten stürzte das System allerdings viermal ab und es reagierte erst nach einigen Minuten wieder.
Zwei analoge Rundinstrumente und ein 7 Zoll TFT-Farbdisplay geben dem Fahrer die wichtigsten Informationen. Untermenüs werden über Tasten am Lenkrad angesteuert. Die Bedienelemente für die Klimatisierung und Offroadeinstellungen lagen für mich zu tief in der Mittelkonsole. Es gibt auch für die erste Reihe nur eine USB-Buchse. Die Ablagefläche für das Handy ist für deren heutige Größe einfach zu klein im Compass geraten.
Bei den Assistenzsystemen bietet der Jeep Compass Trailhawk ein überschaubares Angebot: Auffahrwarnsystem, Spurhalteassistent und Selec-Trax-Assistenzsystem sind serienmäßig.
❏ Motor und Fahreigenschaften
Der Jeep Compass als Plug-in-Hybrid hat einen neuen Antriebsstrang erhalten. Als Verbrennermotor werkelt ein 1,3 Liter Turbo-Aggregat mit vier Zylindern und zwei Leistungsvarianten im Compass. Es gibt ihn als 130 PS und wie im Testwagen verbaut mit 180 PS Benzin-Motor.
Immer gleich ist der Elektro-Teil. Ein Asynchron-Motor an der Hinterachse mit einer Maximalleistung von 60 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment. Die rein elektrische Reichweite gibt Jeep mit bis zu 50 Kilometer bei der getesteten Version an. Ich kam auf 45 Kilometer bei Stadt- und Landstraßentouren. Das klappte aber auch nur, weil mein rechte Fuß locker und entspannt mit dem Gaspedal arbeitete.
Die Fahrleistungen sind für ein Kfz mit einem Leergewicht von 1.935 Kilogramm völlig ausreichend. Von 0 auf Tempo 100 geht es in 7,3 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 km/h erreicht. Das 6-Gang Automatikgetriebe schaltet zügig durch und liegt mit dem gerade gewählten Gang auch meistens richtig.
Wenn beim Kickdown zum Elektro-Motor der Benziner zuschaltete, traten wahrnehmbare Schaltrucke auf. Bei verhaltener Fahrweise arbeitet das System, das den elektrischen Hinterradmotor und den Benzin-Motor für den Frontantrieb mit seinem Wandler-Getriebe in Einklang bringen muss, geschmeidiger und unauffälliger.
Die geringen Geräusche vom Benzin-Motor habe ich bis zur Richtgeschwindigkeit von 130 km/h nicht als störend empfunden. Überhaupt ist der Jeep Compass Trailhawk recht gut gedämmt gewesen. Nur das 400 Euro teure Alpine Premium Soundsystem brachte ordentlich Dezibel in den Innenraum.
Der Fahrkomfort überraschte mich positiv und auch das Handling war so, wie man es sich für einen Kompaktwagen wünscht. Der Wendekreis vom Jeep Compass beträgt 11,1 Meter. Damit lässt er sich auch im Parkhaus problemlos rangieren.
Der Compass als Plug-in-Hybrid hat drei Betriebsvarianten zur Auswahl. Nach dem Fahrzeugstart ist der reguläre Hybridmodus vorgewählt. Hier wird bei niedrigem Tempo und geringer Last ausschließlich elektrisch gefahren und bei höherem Leistungsbedarf der Benziner zu geschaltet.
Auf Knopfdruck kann bei ausreichend Akkupower der rein elektrische Antrieb (Electric) ausgewählt werden, mit dem ein Maximaltempo von 130 km/h möglich ist. Im Save-Modus (E-Save) wird der aktuelle Akkustand gehalten oder die Antriebsbatterie über den Benzin-Motor bis zu einem Füllstand von maximal 80 Prozent aufgeladen.
Natürlich liegt die Stärke vom Jeep Compass im Offroadbereich und dafür ist er auch mit allerlei technischem Equipment ausgestattet. Fünf Fahrmodis stehen zur Verfügung, um auf jedem Untergrund beste Ergebnisse zu erreichen. Der Sport-Modus kombiniert zusätzlich mit dem Selec-Terrain die maximale Leistung beider Motoren. Auch bei schlechten Straßenbedingungen aktiviert der Allrad bei Schlupf oder glattem Untergrund blitzschnell.
❏ Fazit – Jeep Compass Trailhawk
Der Jeep Compass Trailhawk als Plug-in-Hybrid kann Straße und Offroad. Im Gelände bietet er mehr Möglichkeiten, als die meisten jemals nutzen werden. Sinn macht sein elektrischer Antrieb nur, wenn der Benzin-Motor so selten wie möglich zum Einsatz kommt und man den Akku auf Arbeit oder Zuhause laden kann.
Für längere Touren ist seine Reichweite mit dem kleinen 36 Liter Tank begrenzt. Bei Vollast auf der Autobahn ist er ökologisch nicht sinnvoll, da sein Benzinverbrauch dann schnell in den zweistelligen Bereich klettert.
Der Testwagen kostete mit einigen Extras über 50.000 Euro und macht ihn nicht gerade zum Sonderangebot. Aktuell gibt es jedoch verschiedene Umweltbonis für Plug-in-Hybride, die dann den Preis zu konventionell angetriebenen Compass-Modellen relativieren.
Der Testwagen wurde von Jeep zur Verfügung gestellt.