„Der VW Touareg markiert nicht nur die Spitze unserer SUV-Offensive, sondern er ist auch das Flaggschiff der Marke”, sagte VW-Chef Herbert Diess im März 2018 bei der Weltpremiere in Peking. Große Vorschusslorbeeren für die dritte Generation des VW Touaregs. Ob der Oberklassen-SUV die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen kann, soll ein Test mit der 286-PS-Motorisierung klären.
Volkswagen verzichtet beim neuen Touareg auf Vierzylinder-Motoren und bietet aktuell nur einen 3,0-Liter-V6-Diesel-Motor mit 231 und 286 PS an. Es soll aber noch ein V6-Benziner und ein V8-TDI nachgeschoben werden. Der VW Touareg hat alles an Assistenzsystemen mitbekommen (teilweise gegen Aufpreis), was die Wolfsburger im Angebot haben.
❏ VW Touareg: Karosserie
Der erste optische Eindruck vom VW Touareg Nummer 3 fällt für mich positiv aus. Im Vergleich zu seinem Vorgänger gibt es wesentliche Veränderunggen beim Karosseriedesign. Schluss mit den Rundungen. Das aktuelle VW-Karosseriedesign ist jetzt auch beim Touareg angekommen. Ecken und Kanten werden wieder salonfähig. Dazu die Karosserie um ein paar Zentimeter in Länge und Breite gestreckt. Das Ergebnis: Der Touareg hat durchaus seine Reize und sieht zeitgemäß aus. Eben ein typischer Volkswagen.
In der Länge bringt es der VW Touareg auf 4,88 Meter, in der Breite sind es 1,98 Meter ohne Außenspiegel und in die Höhe reckt er sich auf 1,72 Meter. Der Radstand von 2,90 Metern lässt im Innenraum großzügige Platzverhältnisse für Mensch und Gepäck erwarten. Eine leicht nach hinten abfallende Dachlinie verleiht ihm coupéhafte Züge.
Drei Ausstattungspakete sind für den VW Touareg erhältlich: Elegance, Atmosphere und R-Line. 13 Außenfarben und Felgengrößen von 18 bis 21-Zoll stehen zur Auswahl. An der Front fallen die großflächig eingesetzten Chromstreben auf, die sich von einem Scheinwerfer bis zum Anderen ziehen. Neben dem VW-Logo sitzt die Wärmebildkamera (mit Reinigungsdüse) für den Nachtsichtassistenten.
Die optionalen Matrix-LED Scheinwerfer inklusive Kurvenlicht sind mit 128 LEDs pro Scheinwerfer bestückt und erzeugen eine sehr gute Fahhrbahnausleuchtung. Das neue Lichtsystem mit der dynamischen Fernlichtregulierung „Dynamic Light Assist“ blendet automatisch den Gegenverkehr aus dem Lichtkegel aus, auch wenn der Touareg mit Fernlicht (ab 60 km/h) unterwegs ist. Sollte unbedingt mitbestellt werden!
Die breiten Rückleuchten sind mit LED-Technik bestückt, wie auch die vorderen Tagfahrlichter. Heute nicht bei allen Autos mehr selbstverständlich und daher erwähnenswert, sind die beiden breiten Auspuff-Endstücke, aus denen die mit SCR-Kat und AdBlue gereinigten Euro 6d-Temp-Abgase geblasen werden. Unter dem VW-Logo verläuft der Touareg-Schriftzug.
❏ VW Touareg: Kofferraum
Platz hat der VW Touareg im Kofferraum reichlich. 810 Liter sind es hinter der dreigeteilten Rücksitzlehne und wird diese umgelegt (per Hebel aus dem Kofferraum oder direkt an der Sitzbank), ergibt sich mit 1.800 Litern mehr als ausreichend Stauraum. Die Zuladung beim Luxus-SUV beträgt maximal 780 Kilogramm, wobei 75 Kilogramm als Dachlast genutzt werden können.
Die elektrische Heckklappe schwingt weit in die Höhe. Unter dem Kofferraumboden sind die üblichen Dinge wie Werkzeug, Reifenreparaturset und der Wagenheber verstaut. Es bleibt aber auch noch genügend Platz für Kleinkram übrig. Das Gepäckmanagement-System mit auf Schienen verschiebbarem Fixierband und -stange ist eine praktische Sache und erhöht die Variabilität des Kofferraums.
Der VW Touareg kann bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen und eignet sich damit hervorragend als Zugfahrzeug. Im Kofferraum befinden sich die Knöpfe für die elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung und für die Tieferlegung des Autos zum leichteren Beladen. Und eine 12-Volt-Dose gibt es auch.
❏ VW Touareg: Innenraum + Ausstattung
Der Einstieg ist dank weitöffnender Türen auf allen Plätzen kein Problem. Mit der Türzuziehhilfe ist keine große Kraft mehr nötig, denn die Türen werden automatisch herangezogen und geschlossen, wenn sie angelehnt sind. SUV-typisch schiebt man sich auf die Sitze. Hinten finden zwei Personen sehr großzügige Platzverhältnisse vor. Und auch eine dritte Person wird hier nicht über Platzangst klagen müssen. Kopf- und Beinfreiheit sind ausreichend vorhanden.
Die Rücksitzbank kann in der Länge verschoben und die Lehnen in der Neigung verstellt werden. Ablagemöglichkeiten gibt es in den Türtaschen und in den Netzen an den Vordersitzen.
Mit der 4-Zonen “Air Care Climatronic” kann die Temperatur in der hinteren Reihe individuell eingestellt werden. Manuelle Sonnenschutzrollos sind in den hinteren Türen vorhanden. Ebenso eine Sitzheizung für die Außenplätze. Dank der serienmäßigen eSIM ist der Touareg immer online. Eine klappbare Steckerleiste unter der Klima-Bedieneinheit sorgt für die nötige Power von Handy, Tablet und Co.
Der Testwagen hatte die Vollausstattung und der Luxus kam auf den vorderen Plätzen so richtig zur Geltung. Die elektrisch-verstellbaren Vordersitze mit diversen Massageprogrammen bieten die nötige Grundlage, um den Touareg-Komfort zu genießen. Das große elektrische Panaoramdach lässt viel Tageslicht in den Innenraum, der dadurch noch einmal luftiger wirkt.
Das neue Interieur kommt im VW Touareg so gut wie ohne Schalter aus. Auf dem Lenkrad und der Mittelkonsole finden sich davon die letzten Relikte. Willkommen in der neuen digitalen Welt von Volkswagen! Neben einem 12″ großen Bildschirm für Drehzahlmesser und Tachometer gibt es einen 15″ großen Touchscreen, der dem Fahrer zugewand ist.
Volkswagen nennt sein Armaturenbrettkonzept “Innovision Cockpit”. Auf der Mittelkonsole befinden sich u.a. noch die beiden Drehregler für die Luftfederung und die sieben Fahrmodis. Und ganz wichtig ein Lautstärkeregler!
Das Ambiente und die gute Rundumsicht konnten mich überzeugen. Ebenso die Ergometrie in dem Auto. Bei der Materialauswahl kann der VW Touareg seinen Premiumanspruch nicht halten. Ab Höhe der Mittelkonsole und an den Türen regiert das Hartplastik. Die übrigen Materialien geben keinen Grund zum Klagen. Auch nicht die Verarbeitung, denn die ist top. Und dann gibt es da noch das Multifunktionslenkrad, dass man so auch aus anderen VW-Modellen kennt. Es passt für mich von der Wertigkeit her nicht zum “Innovision Cockpit”.
Der große 15-Zoll-Touchscreen sieht toll aus. Aber es stellt sich generell für mich bei Fahrzeugen mit diesen digitalen Cockpits die Frage, in wieweit lenken diese Systeme während der Fahrt ab? Um sein persönliches Setup für den VW Touareg zu finden, muss man sich schon intersiver mit dem System beschäftigen. Intuitiv geht hier gar nichts. Die vielen Touchfelder und Untermenüs während der Fahrt zu bedienen, lenkt zu sehr vom Straßenverkehr ab. Bliebe noch die Sprachsteuerung, die leider nicht alle Möglichkeiten des Touchscreens abdeckt.
Bei der Ausstattung fehlt es dem VW Touareg an nichts. Voraussetzung ist allerdings, dass man sein Kreuz in der Liste der Sonderausstattungen sehr häufig setzt. Ob Head-up-Display, Wlan-Hotspot, Luftfederung, Stauassistent, Front Assist mit City-Notbremsfunktion, Fußgängererkennung, Kreuzungsassistent, Spurhalteassistent, Spurwechselassistent, ein Anhängerrangierassistent, Nachtsichtassistent oder ein Parkassistent – die Liste ist lang, sehr lang.
❏ VW Touareg: Motor + Fahrleistung
Volkswagen bietet für den Touareg zur Zeit nur zwei 3-Liter-Dieselmotoren mit 231 uns 286 PS an. Aber dafür ist die Maschine ein Sechszylinder. Der Testwagen hatte die 286 PS unter der Haube, die richtig viel Spaß machen. 600 Newtonmeter beträgt das maximale Drehmoment bei 2.250 U/min und wird über eine 8-Gang-Automatik (Tiptronic) und den permanenten Allradantrieb mit Torsen-Differenzial auf die Straße gebracht. In Zahlen bedeutet das: 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und bei 238 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Für einen über zwei Tonnen schweren SUV!
Der VW Touareg hat eine Hinterradlenkung, die auch den Wendekreis auf etwas über 11 Meter minimiert. Sie arbeitet bis 37 km/h gegenläufig und über 37 km/h mitläufig. Gestartet wird per Knopfdruck und die Gurte werden an die Körper der Insassen gezogen. Der Motor lässt ein angenehm leises Brummen ins Innere durchdringen. Auch bei höheren Geschwindigkeiten ändert sich, auch wegen der Akustikverglasung, wenig an der Geräuschkulisse.
Die 8-Gang Wandlerautomatik arbeitet geschmeidig und passt zum V6-Motor. Ein Sportwagen-Typ ist der Touareg nicht, aber für flotte Fortbewegung ist gesorgt. Der VW Touareg fährt sich sehr agil und wendig.
Mit dem Wankausgleich, der über je einen Stellmotor an der Vorder- und Hinterachse arbeitet, der die beiden Stabilisatoren (links und rechts) gegeneinander versteift, funktioniert überraschend gut. Auch wenn der hohe Schwerpunkt des VW Touaregs nie ganz augeglichen werden kann. Das Luftfahrwerk macht den Luxus-SUV zum angenehmen Cruiser und schlechte Straßen können die Insassen nicht beeindrucken. Es verschafft dem Touareg bei Bedarf sieben Zentimeter mehr Bodenfreiheit.
❏ VW Touareg: Fazit + Preis
Im Touareg stecken die meisten Fahrdynamik-, Fahrassistenz- und Komfortsysteme, die je ein Volkswagen aufweisen konnte. Mit der Euro 6d-Temp ist er auch sauber. Der Testverbrauch mit Stadt- und Autobahnstrecken lag im Test zwischen 8 und 9 Litern. Der VW Touareg bietet sehr viel Platz und lässt sich trotz seiner Größe handlich bewegen. Die Liste der Sonderausstattungen ist lang und kann den Grundpreis von 61.625 Euro für das 286-PS-Model sehr schnell auf über 100.000 Euro ansteigen lassen. Aber auch für den Grundpreis bekommt der Kunde ein sehr gutes Auto.
Der Testwagen VW Touareg wurde von Volkswagen zur Verfügung gestellt.